Eine SAP BW/4HANA Migration ist sicher kein einfaches Unterfangen. Eine besondere Würze bekommt diese jedoch, wenn sie 3.x Datenflüsse einschließt. In diesem Blogbeitrag werden wir die wichtigen Erfolgsfaktoren eines SAP BW/4HANA Migrationsprojektes darstellen. Dabei bedeutet erfolgreich in diesem Zusammenhang nicht ausschließlich die technische Migration des SAP BW-Contents. Es bedeutet, dass unter Berücksichtigung der Anforderungen des Kunden, der technologischen Möglichkeiten von SAP BW/4HANA und der systemischen Restriktionen der Zielarchitektur eine neue Lösung unter SAP BW/4HANA erschaffen wird. In unserem Projekt migrieren wir ein über Jahrzehnte gewachsenes SAP BW7.01 System. Dieses beinhaltet ein Datenvolumen, welches das der SAP BW/4HANA-Zielarchitektur um Faktor acht übersteigt.
In-Place und Remote-Conversion schließen wir auf Grund der erläuterten Gegebenheiten aus. Zudem haben wir festgestellt, dass wir nicht alle Daten aus dem Altsystem nach SAP BW/4HANA übernehmen können, was wir aber auch nicht müssen. Bei genauerer Analyse wurde erkannt, dass ältere Daten auch nicht inMemory benötigt werden. Also verständigten wir uns im Projekt darauf, die Daten der vergangenen drei Jahre nach SAP BW/4HANA zu übernehmen. Zudem haben wir im Projekt beschlossen, alle älteren Daten im Altsystem zu belassen, dieses aber als eine Art Cold-Store via SDI an das SAP BW/4HANA anzubinden. Das soll aber nicht Thema dieses Blogs sein. Vielmehr geht es darum, wie wir die Shell Conversion gezielt für unserer Szenario genutzt haben. Zudem erläutern wir, welche Objekte wir konvertiert haben, welche nicht und warum diese nicht konvertiert wurden.
In einem derartig gewachsenen System wie in unserem Anwendungsfall finden wir nicht nur viele Daten, sondern eben auch historisch gewachsene Strukturen. Darüber hinaus ergeben sich viele verschiedene Lösungsansätze für unterschiedlich schwierige Problemstellungen. Um nicht in der Komplexität der Migration zu versinken, haben wir uns entschieden, das Ganze Step by Step anzugehen. Wir haben gar nicht erst versucht, den ganzen Content mit einem Mal oder sogar noch mit Daten (Remote Conversion) zu migrieren. Anfängliche Analysen des Altsystems zeigten große Optimierungspotentiale hinsichtlich des Designs, der Performance und der Möglichkeiten der Virtualisierung (welche sich durch den technologischen Fortschritt unter SAP BW/4HANA ergeben). Aus diesem Grund und weil jede noch so steile Lernkurve bei 0 ihren Ursprung hat, haben wir mit den Low Hanging Fruits begonnen.
Beginnend mit den Conversion Guides, der Einrichtung der Systemlandschaft (Systemverbindungen, Transportschiene, ODP-Freigabe der DataSourcen, etc.) und der Definition des Scopes für unsere erste Iteration, haben wir zunächst alle relevanten Info-Objekte, inkl. aller abhängigen Info-Objekte und Attribute migriert. Das funktionierte problemlos, weil keine Konvertierung notwendig war. Nicht migriert haben wir Datenflüsse und InfoProvider transaktionaler Daten. An dieser Stelle besteht unserer Ansicht nach das größte Potential mit SAP BW/4HANA-Technologie zu optimieren, bzw. zu virtualisieren. Unserer Meinung nach werden wir nur auf diese Weise den Projektanforderungen hinsichtlich Performance, Wartbarkeit und Datenmenge gerecht. Eine Übersicht dessen, was wir letztlich mit dem Programm der Shell Conversion migriert haben, und was nicht, sehen Sie in den nachfolgenden Abbildungen.
Wie im Abschnitt zuvor erläutert, entspricht es nicht dem Anspruch des Projektes, die Datenflüsse und InfoProvider der transaktionalen Daten 1:1 zu migrieren. Was bringt uns das Chassis eines Ferraris mit dem Motor eines VW Golf’s? Wir haben uns entschieden – dort wo möglich und sinnvoll – bestehende Lösungsansätze zu virtualisieren. Die folgende Abbildung zeigt eine schematische Gegenüberstellung der Problematik zur Auflösung der „Bill of Material“.
Die „Bill of Material“ (kurz BOM) ist aus technischer Sicht eine simple 1:n Verknüpfung zwischen Materialien und Komponenten, welche wiederum Materialien sind. Diese Komponenten können jedoch auch einzeln verkauft werden, d.h. nur ein Bruchteil der Materialien wird durch eine BOM aufgelöst. In SAP BW 7.01 wurde die Auflösung der BOM mangels Möglichkeiten in einer ABAP-Routine mit zahlreichen LOOP’s implementiert. Die gesamten Verkaufszahlen, auch die Daten, die nicht in der BOM aufgelöst werden, werden ein zusätzliches Mal persistiert. Diese zusätzliche Persistierung hat nicht nur zur Folge, dass die doppelte Speicherkapazität benötigt wird, sondern auch zusätzliche Wartungsaufwände. Denn, was passiert, wenn die Bill of Material sich für ein Material ändert? Die persistierten Daten müssen korrigiert werden. Durch die vollständige Virtualisierung dieser Problemstellung geben wir nicht nur Speicherkapazität frei, wir erhalten darüber hinaus ein stets auf der aktuellen BOM basierendes Reporting, ohne diese manuelle berichtigen zu müssen.