SAP BDC wird Analytics-Landschaften (mit)prägen und bestätigt bisherige Investitionen in SAP Datasphere + SAP Analytics Cloud + Databricks

Kurz nach der offiziellen Veröffentlichung von SAP Business Data Cloud (SAP BDC) am 13.02.2025 haben unsere Experten ihre Einschätzungen diskutiert und einige der relevantesten Fragen für Sie zusammengefasst.

1. Was genau ist SAP BDC und was ist neu?

SAP Business Data Cloud ist ein neues SaaS-Produkt von SAP, das verschiedene Lösungen von SAP (insbesondere SAP Datasphere, SAP Analytics Cloud und SAP Insight Apps) und Databricks (insbesondere Databricks SQL und Mosaic AI) technologisch – d.h. mit einer zentralen Oberfläche und in der Lizenzierung zusammenführt. Neu ist die vollständige Integration aller Lösungen, die eine nahtlose Datennutzung von SAP- und Non-SAP-Daten verspricht, eine umfassende Datenintegration ermöglicht, Datensilos auflöst und generell die technologische Voraussetzung für alle BI/Analytics- und KI-Anwendungen schafft. Das ist deutlich mehr als bisher: statt Daten zu replizieren, wird nun eine gemeinsame Basis ohne Replikationsbedarf geschaffen. Ein Traum für jeden der sich mit Analytics beschäftigt! 

2. Welche Szenarien werden am meisten profitieren?

Die Anwendungsfälle beziehen sich auf Situationen, in denen Daten aus unterschiedlichen Quellen mit SAP-Daten verknüpft werden müssen. Davon profitieren insbesondere Unternehmen mit heterogenen Datenlandschaften sowie  Nutzungsszenarien mit strukturierten und unstrukturierten Daten. 

Gleichzeitig lässt sich für alle bestehenden Analyseszenarien ein „SAP-externer Datensatz” finden, der die Entscheidungsunterstützung verbessert – etwa durch die einfache Integration von Referenz- oder Benchmarkdaten.   

Es profitieren aus unserer Sicht auch (relativ) neue Reporting-Themen im Bereich Nachhaltigkeit, da hier die größte und aufwendigste Aufgabe aus Datensicht die Kombination von SAP- und Non-SAP-Daten war und ist. 

3. Wird es bestehende SAP-Lösungen ersetzen?

Nein, denn offiziell sind alle bekannten Produkte „Module“ (im Wording der SAP) von SAP BDC. Auch in der Erscheinung lässt sich viel bekanntes finden: insbesondere das Frontend von SAP BDC erinnert sehr stark an SAP Datasphere, sodass die Vermutung einer direkten Datasphere-Integration und -Wissensweiterverwendung bestätigt wird. Im Moment ist allerdings der Stand, dass bisherige Datasphere-Entwicklungen (noch, da aktuell Bestandteil der Roadmap) nicht direkt auf SAP BDC übernommen werden können. Auch bestehende Lösungen in Databricks (Databricks Enterprise Platform) sollen zukünftig übernommen werden können. Die SAP Analytics Cloud als Analyse- und Planungswerkzeug wird weiterhin der Bestandteil der Produktpalette im Frontend bleiben, entweder einzeln oder als Teil von SAP BDC.  Für ältere Lösungen wie SAP BW on HANA / SAP BW/4HANA bleibt die Situation unverändert: Der Weg in die übergreifende Data Factory ist möglich, erfolgt aber primär über die Migration (Lift) bestehender On-Prem-Lösungen in die PEC. Wer also die Hoffnung hatte (falls es überhaupt noch jemanden gab/ gibt), dass neue Produkte die On-Prem-Lösungen stärken, wird hier enttäuscht.  

Ja, denn in der Vertragsgestaltung bietet SAP BDC eine Kombination aller Services in einem Rahmen. Was das konkret bedeutet, hängt wie immer von der individuellen Situation ab. Bekannt ist, dass die Metriken der SAP BDC eine Kombination aus Kapazitätsmetriken, wie man sie von SAP Datasphere kennt, und KI-Metriken aus den Insight Apps sein werden. 

4. Welche SAP-Datenquellen können angebunden werden?

Offiziell können alle SAP-Lösungen angebunden werden, unabhängig davon, ob es sich um Cloud- oder On-Prem-Produkte handelt. Die generelle Situation hinsichtlich der Anbindungswege von On-Prem-Lösungen wird sich nach unserer Einschätzung nicht wesentlich ändern. 

5. Ist die Ankündigung eine Abkehr von der BTP-Strategie oder den Integrationsansätzen der Integration Suite?

Nein, das Portfolio wird um eine Integrationskomponente erweitert. Zur Abgrenzung folgend die Schwerpunkte der Werkzeuge jetzt und künftig (nach unserer Einschätzung).  

Mit der Integration Suite besteht eine Integrationsplattform, die es ermöglicht, Systeme, Anwendungen, Prozesse und Unternehmen miteinander zu verbinden. Dazu kommen Funktionen wie API-Management.  

SAP Datasphere werden zentrale Funktionen der Business Data Fabric erstellt, wobei die Stärken vor allem in der Integration von SAP-Daten und deren Semantik liegt.  

SAP BDC erweitert sich der Baukasten um die Integrationsmöglichkeiten von Databricks, die vor allem im Bereich Non-SAP und unstrukturierter Daten stark sind. Durch Delta Sharing und Data Federation werden die Integrationsvorteile von Databricks und Datasphere kombiniert. In Kombination von dessen mit der Integration Suite, um z.B. die sichere Integration von Daten von außerhalb meines Unternehmens zu gewährleisten, ergibt sich so eine Werkzeugkombination, um eine sichere und stabile Datenarchitektur aufzubauen. 

6. Was bedeutet dies für laufende Projekte?

Das hängt ganz vom Projektstatus und Scope (SAP, Non-SAP) ab.   

Bereits laufende und fortgeschrittene Implementierungen in SAP Datasphere und/oder Databricks sollten und werden sicherlich wie geplant weiterlaufen. Hier ändert sich durch die Ankündigung zunächst nichts.  Als Empfehlung für laufende Projekte ist anzumerken, dass sich Projekte und deren Architekten bereits jetzt direkt mit SAP BDC beschäftigen sollten, um zukünftige Potentiale bereits in das laufende Projekt (egal ob SAP Datasphere oder Databricks) einzubringen. Dies gilt insbesondere für Projekte mit aktuell ausschließlich einer der Technologien im Einsatz und aber dem Bedarf beide Datenbereiche (SAP, Non-SAP) zu erschließen, sollten unbedingt die zusätzlichen Integrationsfähigkeiten von des Kombinationsangebotes SAP BDS prüfen, um so positive Effekte im Projekt zu heben!  

Ansonsten ist festzuhalten, dass aus vertraglicher Sicht/ Lizenzsicht sicherlich bereits jetzt ein guter Zeitpunkt ist, die Bündelungsmöglichkeiten in SAP BDC zu prüfen.  

Für Projekte in frühen Phasen ohne direkten Implementierungsstart, die bisher den Einsatz von SAP Datasphere oder Databricks „standalone“ planten, sollte vor dem Start geprüft werden, ob eine direkte Ansprache von SAP BDC sinnvoll ist, um so einen informierten und sicheren Start zu gewährleisten. 

7. Was wird spannend in der Zukunft?

Aus unserer Sicht vier Dinge.   

Zunächst die triviale Frage, wie „reif“ SAP BDC abseits der Marketingdarstellungen wirklich ist und wie vollständig die nahtlose Integration der bestehenden Lösungen realisiert ist. Dies gilt insbesondere für Datenprodukte, die Daten aus den verschiedenen Domänen (SAP über SAP Dataphere und Non-SAP über Databricks) beziehen.   

Ein zweiter interessanter Punkt ist die Marktwahrnehmung. In den letzten Monaten haben sich Anwendungsfälle gehäuft, in denen Analytics-Landschaften nicht oder nur teilweise mit SAP-Produkten bedient wurden. Der Grund war hier nicht zuletzt die fehlende Non-SAP-Datenintegration sowie weniger skalierbare Produkte aus dem Hause SAP. Dieser Grund fällt nun mit SAP BDC inkl. Databricks weg und die Zukunft wird zeigen, ob dies auch die „Abtrünnigen im Geiste“ wieder zu SAP-Produkten führt.   

Der dritte Punkt ist die Weiterentwicklung, insbesondere die direktere Integration von operativen Datenquellen von SAP. Diese werden bisher als Datenquelle für SAP BDC geführt – wird das so bleiben oder wird es in Zukunft sogar geteilte Datenhaltung zwischen operativer Ebene (aka S/4HANA, etc.) und analytischer Ebene geben (und ja, die HANA-Diskussion von 2010 ist dann wieder da!). 

Zuletzt wird sich zeigen müssen, ob die Vermutung der Kostenvorteile durch skalierbarere Grundtechnologien (Spark) auch im konkreten Lizenz- und Anwendungsfall zum Tragen kommen. 

8. Welche Anforderungen stellen sich an die BI/Analytics-Abteilungen?

Hier sehen wir seit vielen Jahren den Trend zu einer technologisch offeneren und damit auch komplexeren Art der Umsetzung. Insbesondere klassische SAP BWApplikationen mit Entwicklungsschwerpunkt in Modellierung und ABAP sind nicht mehr state of the art und Unternehmen/ Unternehmensabteilungen müssen sich der Realität stellen, dass BI/Analytics Entwicklung zukünftig deutlich stärker über SQL-basierte Lösungen, Scripting in u.a. Phyton, Integration über Non-SAP Technologie (wie Kafka) durchgeführt wird. Die notwendige Veränderung/Erweiterung des Know-hows ist notwendig, unvermeidbar und daher direkt anzugehen. 

Unsere Empfehlung

Positive Neugier! Grundsätzlich sehen wir die Lösung als echten nächsten Schritt für umfassende Datenökosysteme und sind begeistert von der Kombination aus SAP- und Non-SAP-Domäne. Gleichzeitig sehen wir (unsere) Einschätzungen der letzten Jahre bestätigt, dass Analytics-Landschaften eine Kombination verschiedener Fähigkeiten sind, vom klassischen DWH über SQL-basierte DWH, Integrationsfähigkeiten und der Orchestrierung von Datenprodukten. Wir freuen uns daher, unsere inhaltliche und technische Erfahrung in genau diesen Themen auch in SAP BDC einbringen zu können.  

Gleichzeitig sind wir nach wie vor der Meinung, dass Nutzen für Unternehmen nur durch die Kombination von konkreten und strategisch gedachten Geschäftsanforderungen in der richtigen Technologie generiert werden kann. Eine neue Produktankündigung ändert daher nichts an der bewährten Vorgehensweise einer Business Case getriebenen Gestaltung der IT-Landschaft. Unsere Vorgehensweise, die gleichzeitig Empfehlung ist: Strategische Business Case Definition –> Ableitung der notwendigen Funktionen für das Datenökosystem –> Auswahl der richtigen Werkzeuge bleibt daher unverändert.  

Mit SAP BDC ist am 13.02.2025 (CA) und ab April 2025 für alle (GA) ein Produkt verfügbar geworden, das sehr umfassend viele (vielleicht auch alle) Funktionen in einer Lösung zusammenfasst – ob dies aber generell und überall adäquat ist, werden zukünftige IT-Architekturprojekte zeigen! 

Verfasst von Michael Natterer und Daniel Fröhler

To be continued… 😉

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